Welche Ursachen führen zu Schwindel?
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Der gutartige Lagerungsschwindel, medizinisch bekannt als „Benigner Paroxysmaler Lagerungsschwindel“ (BPLS), ist die häufigste Ursache für Schwindel. Etwa ein Drittel aller Patienten, die unter Drehschwindel leiden, haben BPLS. Diese Erkrankung führt zu plötzlichen Drehschwindelattacken, die durch eine Änderung der Kopfposition ausgelöst werden.
Prof. Hegemann begann 1992 mit der Diagnose und Behandlung dieser Erkrankung und setzte damit den Grundstein für seine klinische und wissenschaftliche Laufbahn im Bereich der Gleichgewichtsstörungen.
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Der Morbus Menière, benannt nach dem Arzt Prosper Menière, ist durch Symptome wie Drehschwindel, Hörminderung, Tinnitus und/oder Ohrdruck gekennzeichnet.
Die genaue Ursache ist immer noch nicht vollständig verstanden. Eine neue Hypothese von Prof. Hegemann vermutet das Molekül CGRP (Calcitonin Gene Related Peptide) als möglichen Auslöser. Im November 2023 wurde ein neuer CGRP-Antagonist in der Schweiz zugelassen und zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung des M. Menière. Eine Multicenterstudie dazu ist in Vorbereitung, die die erste wirksame Therapie für den M. Menière e evidenzbasiert nachweisen könnte.
Prof. Hegemann, ein Experte auf diesem Gebiet, hat bereits bedeutende Beiträge zur Diagnostik und Behandlung geleistet. Andere medikamentöse Ansätze, wie Betahistin, haben sich als unwirksam erwiesen. Es wird auch untersucht, ob die neuen CGRP-Antagonisten den endolymphatischen Hydrops reduzieren können, der mit dem Syndrom verbunden ist.
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Die vestibuläre Migräne ist eine Erkrankung, die nahezu jede Art von Schwindel imitieren kann und für die es keine spezifische diagnostische Untersuchung gibt. Daher ist es wichtig, dass jeder Patient mit Schwindel ausführlich nach Migränesymptomen befragt wird. Die Diagnose basiert hauptsächlich auf der individuellen Krankengeschichte des Patienten, bleibt jedoch trotz vieler durchgeführter Tests oft schwierig. Ein positives Ansprechen auf eine Migränetherapie ist oft ein wesentlicher Hinweis auf die Diagnose.
Als Neurologe und HNO-Arzt ist Prof. Hegemann sowohl in der Diagnostik als auch in der Behandlung von Migräne bestens bewandert und kennt die wichtigen Differentialdiagnosen.
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Viele ältere Menschen fühlen sich mit zunehmendem Alter unsicher beim Stehen und Gehen. Häufig wird dies als „Altersschwindel“ bezeichnet, was jedoch die verschiedenen Ursachen dieser Unsicherheit nicht richtig widerspiegelt. Tatsächlich können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen, und es ist wichtig, die individuellen Gründe von einem Arzt untersuchen zu lassen.
Es gibt viele verschiedene Ursachen für Schwindel im Alter. Eine Hypothese von Prof. Hegemann besagt, dass der Verlust winziger Partikel im Innenohr, den sogenannten Otokonien, das Gleichgewicht beeinträchtigen kann. Diese Teilchen helfen dem Körper, die Schwerkraft wahrzunehmen, und ihr Rückgang kann zu Unsicherheiten führen. Auch wenn diese Theorie noch nicht vollständig bewiesen ist, gibt es Hinweise darauf, dass sie zutreffen könnte.
Neben diesem Verlust gibt es jedoch auch andere mögliche Ursachen, wie Nervenschäden, Muskelschwund, Durchblutungsstörungen oder auch Depressionen. Eine sorgfältige Diagnose ist der erste Schritt, um gezielte Behandlungen zu ermöglichen. Auch wenn manchmal keine direkte Heilung möglich ist, kann Physiotherapie oft helfen, das Gleichgewicht zu verbessern und Stürze zu vermeiden.
In unserer Praxis gehen wir den verschiedenen Ursachen des Schwindels auf den Grund und bieten Ihnen eine individuelle Beratung und Behandlung – oft auch in Zusammenarbeit mit Spezialisten, um Ihnen die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
Weiterführende Literatur zur Otokonienverlust:
Hegemann SCA, Bockisch CJ. Otoconial loss or lack of otoconia - An overlooked or ignored diagnosis of balance deficits. Medical Hypotheses 2019;128:17-20. doi: 10.1016/j.mehy.2019.05.002.
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Dieses seltene Syndrom hat mehrere relativ typische Symptome:Überempfindlichkeit für körpereigene Geräusche, die eine Schalleitungsschwerhörigkeit vermuten lassen können und wegen dieser Fehldiagnose sogar zu unnötigen Operationen geführt haben, Schwindelprovokation durch laute Geräusche (Tullio-Phänomen), Schwindelprovokation durch Druckänderungen (Hennebert-Zeichen)
Ursache ist eine Knochenlücke zumeist im vorderen vertikalen Bogengang, die vermutlich überwiegend angeboren vorliegt, was Prof. Hegemann ebenfalls wissenschaftlich begründet hat (Hegemann SC, Carey JP.Is superior canal dehiscence congenital or acquired? A case report and review of the literature. Otolaryngol Clin North Am. 2011 Apr;44(2):377-82, ix).
Durch eine Operation kann die Lücke geschlossen werden und die Symptome verschwinden. Es gibt aber verschiedenen Arten der Operation, die erwogen werden sollten. Wann eine OP angezeigt ist, muss ebenfalls gut überlegt sein. Prof. Hegemann ist sehr erfahren mit diesem seltenen Krankheitsbild.
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Das Vestibularisschwanom ist ein gutartiger Tumor des Gleichgewichtsnerven, der sehr langsam wächst, aber über die Jahre zu einem schleichenden Schaden an Hör- und Gleichgewichtsnerven führt.
Wegen des langsamen Wachstums treten oft keine Schwindelattacken auf und eine allmähliche Gewöhnung an den Schaden ist häufig. Die Erkrankung wird oft erst wegen zunehmender Hörschädigung diagnostiziert. Es können aber auch Schwindelattacken oder Hörstürze ausgelöst werden.
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Die akute periphere Vestibulopathie (aPVP) wird oft fälschlicherweise als „akuter Gleichgewichtsausfall“ oder Neuritis vestibularis bezeichnet. Sie betrifft jedoch häufig nicht alle Teile (Rezeptoren) des Gleichgewichtsorgans. Diese Erkrankung führt zu plötzlichem Drehschwindel, der meist mehrere Tage anhält und üblicherweise von Übelkeit und Erbrechen begleitet wird.
Bei den oben genannten Symptomen ist eine schnelle Untersuchung durch einen erfahrenen Arzt äußerst wichtig, da ein Hirninfarkt sehr ähnliche Symptome verursachen kann. Ein Hirninfarkt lässt sich in den ersten drei Tagen durch genaue klinische Diagnostik sogar besser erkennen als durch ein MRI.
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Sekundenlange Drehschwindelattacken, die mehrfach am Tag auftreten können, sind die typischen Symptome. Sie werden ausgelöst durch Kontakt einer Hirnarterie zu einem Gleichgewichtsnerven, was im MRI sichtbar gemacht werden kann, wobei das auch bei vielen Menschen ohne die Symptome besteht. Beweisend ist die Wirkung eines nervenstabilisierenden Antiepileptikums. Eine Operation ist neben dem Antiepileptikum eine letzte Therapiemöglichkeit.
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Schwindel kann ein Symptom für eine akute Durchblutungsstörung im Gehirn sein, die lebensbedrohlich sein kann. Die Symptome eines Schlaganfalls können plötzlich auftreten und denen einer peripheren Vestibulopathie ähneln. Besonders Kleinhirn- und Hirnstamminfarkte sind schnell diagnostizierbar, da sie typische neurologische Symptome verursachen. Schwindel kann jedoch auch als einziges Symptom eines Hirninfarkts auftreten. Erfahrene Neurologen können durch gezielte Untersuchungen, wie die HINTS-Untersuchung der Augenbewegungen, schnell Anzeichen erkennen. Bei einem diagnostizierten Schlaganfall ist die Abklärung von Gefäßrisikofaktoren und kardialen Ursachen entscheidend, während Physiotherapie die wesentliche Behandlungsmethode zur Symptombehandlung bleibt.
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Ein Hirntumor kann verschiedene Arten von Schwindel hervorrufen. Der Schwindel kann lage- bzw. positionsabhängig sein, aber auch als plötzlicher Drehschwindel auftreten. Rezidivierende Schwindelattacken sind eher eine Ausnahme. Andere neurologische Zeichen, die einen Tumor vermuten lassen, sollten untersucht werden.
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Das Innenohr und insbesondere das Gleichgewichtsorgan ist sehr abhängig von ausreichender Blutversorgung, weil es keine Kollateralgefässe für seine Versorgung hat. Daher führen Blutdruckabfälle sehr oft als erstes Symptom zu Schwindel. Blutdruckabfälle können bei Herzrhythmusstörungen auftreten oder bei verminderter Auswurfleistung des Herzens. Bestimmte Zeichen machen eine kardiologische Abklärung sinnvoll.
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Schwindel jeder Art wirkt sich meist sehr schnell negativ auf den psychischen Zustand eines Patienten aus. Wenn das Gehirn aufgrund von Fehlmeldungen von den Gleichgewichtsrezeptoren die vestibulären Informationen ignoriert, verlässt es sich oft überwiegend auf die visuelle Kontrolle für die räumliche Orientierung. Bei vielen gleichzeitigen Eindrücken und viel gesehener Bewegung kann diese visuelle Kontrolle jedoch überlastet sein. Insbesondere bei visuell dominanten Personen führt dies zu Unsicherheit und Schwankschwindel, der wiederum Ängste auslösen kann. Da auch Ängste Schwankschwindel verursachen können, ist die Unterscheidung zwischen einem phobischen Schwankschwindel und visueller Dominanz bei vestibulärer Störung schwierig. Beides wird aktuell unter der Diagnose PPPD zusammengefasst. Andere Ängste, wie Höhenangst, können ein erster Hinweis darauf sein.
Bei PPPD wird als Therapie eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen, die sich insbesondere beim phobischen Schwankschwindel als hilfreich erwiesen hat. Bereits nach wenigen Sitzungen kann eine Verbesserung eintreten. Alternativ oder ergänzend können angstlösende Antidepressiva verabreicht werden.